Cuys, die Riesen unter den Meerschweinchen


Es gibt sie tatsächlich - die Riesenmeerschweinchen!


Während in Europa durch die Herauszüchtung der verschiedenen Lang- und Kurzhaarrassen die Meerschweinchen immer kleiner wurden, hat man in Südamerika (dem Ursprungsland aller Meerschweinchen) Wert auf Größe, Robustheit und Qualität als Fleischlieferanten gelegt. So entstanden dort, parallel zu unseren europäischen Formen, zahlreiche Fleischgroßrassen, welche man dort wie hier unter der Bezeichnung "Cuy" führt. Die Bezeichnung "Cuy" kommt übrigens von den gleichklingenden Lauten die ein Cuy von sich gibt. In Deutschland wurde diese Bezeichnung übernommen.
"Cuy" ist der Überbegriff für verschiedene Fleischrassen, die alle einen eigenen Namen haben, wie z.B. die "Cobayos", welche zu den größten unter den Cuys zählen. Mit einer Länge von rund 50 cm und einem Gewicht von bis zu 4 kg ist dies unumstritten.... Die Rassevielfalt unter den Cuy erklärt auch warum es solch große Gewichtsunterschiede unter ihnen gibt.

Habt Ihr euch schon mal gefragt warum die meisten Cuys helles Fell wie weiß, rot-weiß oder creme-weiß haben?
Das lässt sich leicht erklären, da in Südamerika die Cuys wie erwähnt als Fleischlieferanten dienen, werden sie hier überwiegend in hellen Fellfarben gezüchtet da eine dunkel pigmentierte Haut bei Tisch unästhetisch aussieht. Dunkle Tiere wie schwarz, gold- oder silberagouti hingegen werden für rituelle Zwecke gebraucht.

Auch bei den Cuys gibt es verschiedene Fellstrukturen wie, Glatthaar, Schopf, Rex und Rosetten, auch die ersten Anzeichnungen von Langhaartieren wurden entdeckt.
Aber die Cuys haben noch mehr Besonderheiten, da wäre z.B. die sogenannte Polydaktylle (Vielzehigkeit), die kein Rassemerkmal ist, sondern es handelt sich um einen Erbfehler! Der bei vielen Riesenmeerschweinchen mehr oder weniger vorhanden sein kann, der die Lebensqualität der Tiere aber nicht einschränkt. Meist sind die überzähligen Zehen voll funktionsfähig.

Bereits als Baby unterscheiden sich die Cuys von europäischen Meerschweinchen durch ihren auffallend knochigen, großen Schädel und die mächtigen Füße. Oft haben sie auch einen verlängerten Schwanzknochen. Im Alter von 4 Monaten bringen Cuys bereits mehr als 1kg auf die Waage, welches im Vergleich hierzu das Endgewicht eines normalen Meerschweinchens ausmacht. Ein ausgewachsenes Riesenmeerschweinchen bringt immerhin 2,0-2,5 kg auf die Waage, je nach Rasse.

In Südamerika werden die Cuyes nicht nur in und um den Hütten der Indios gehalten, sondern auch in riesigen Zuchtfarmen gezüchtet. Die Hallenkomplexe beherbergen oft viele tausend Tiere...Die Tiere leben in großen Gitterboxen (ca. 2m x 2m) oft auch auf Gitterböden wobei diese aber mit ausreichend Maisblättern, Zuckerrohr oder Alfalphagras bedeckt sind, sodass sich keines der Tiere verletzt. In den Boxen stehen dann noch Gitterkörbe, die als Rückzugsmöglichkeit für die Jungtiere dienen.

Cuys sind übrigens wahnsinnig scheu, leider konnte den in Europa gezogenen Jungtieren diese scheu noch nicht genommen werden. Zwar zeigen die Nachzuchten, dass sie dem Menschen mehr zugetan sind wie Ihren Eltern, dennoch sind sie deutlich ängstlicher wie normale Rasse- oder Hausmeerschweinchen.
Wer also ein Schmusetier will sollte sich die Anschaffung eines Cuys gut überlegen. Keinesfalls sind diese Tiere, durch ihre Wildheit und Schnelligkeit, für Kinder geeignet.
Auch bei der Fütterung dieser Tiere gelten andere Maßstäbe wie bei unseren europäischen Meerschweinchen, so sind energiereiche Futtermischungen (Pelletts) nur in Maßen zu verfüttern, besser ist die Cuys nur mit Heu und Saftfutter zu ernähren, wachsen tun diese fast eh von alleine. Werden die Cuys zu Fett drohen Herz und Kreislaufsystem schlapp zu machen...also, im Falle der Cuys ist "weniger oft mehr".

In der Zucht unterscheiden sich die Cuys auch von unseren Meerschweinchen, sollten normale Tiere frühestens mit sechs Monaten Verpaart werden, so wäre dieser Zeitpunkt für ein Cuyweibchen bereits zu spät. In diesem Alter wiegt ein Cuy bereits ein Kilo und mehr...sind also auf dem besten Wege zu verfetten.....entweder Euer Weibchen nimmt nicht mehr auf oder Toxikosen sind leider vorprogrammiert.
Das Weibchen also mit 3-4 Monaten zum Bock setzen, sie wachsen auch neben dem Bock wie verrückt! Und sind durchaus in der Lage im Alter von 6 Monaten eine Geburt durchzustehen.

Da die Weibchen bei den Cuys meist kleiner sind wie die Männchen neigen sie aber dennoch dazu besonders schnell Fett anzusetzen, dies äußert sich dann in einer deutlichen Wammenbildung wie man sie aus der Kaninchenzucht kennt.
Auch lange Zuchtpausen sind unklug.
Übrigens entwickeln sich die Babys völlig normal wenn sie in der Woche ca. 100g an Gewicht zulegen, auch bei großen Würfen!

Schwierig gestaltet sich oft die Vergesellschaftung mit normalen Meerschweinchen, Cuyweibchen können unter Umständen furchtbar zickig sein und beginnen sobald sie ihre Körperliche Überlegenheit spitz bekommen haben, sich in der Rangordnung ganz nach oben zu beißen! Bei einem Cuy Pärchen sollte man später auch kein zweites Weibchen mehr dazusetzen, das erste Weibchen würde unter Umständen nicht sehr erfreut sein.
Sollte ein Weibchen in einem bestehenden Trio Junge bekommen, solltet Ihr das tragende Tier aus der Box nehmen....nicht das dass "nichttragende" Weibchen nach der Geburt der Jungen ihren Frust an den kleinen ausläst, was bei Cuys durchaus passieren kann. Die Männlichen Cuys sind übrigens sehr sensibel, trennt sie nicht von ihren Artgenossen, sie würden ziemlich trauern.
Und, Cuy Männchen stinken wirklich wenn sie ein Weibchen anbaggern! (Aber auch nur dann....)

Zu Beginn der Haltung und Zucht von Cuys in Deutschland wurde davon ausgegangen, dass diese extrem großen Tiere auch viel Platz benötigen....Heute weiß man, dass ein zu großes Platzangebot die Tiere unnötig unter Stress setzt. Da die Cuys selten richtig zahm werden, gibt es jedes Mal, wenn die Tiere aus ihren Boxen genommen werden sollen eine wilde Jagd.
Worauf dann die Sache mit den Panikattacken und dem extrem ausgebildeten Fluchtinstinkt wieder von vorne beginnt. Weg ist das gewonnen Vertrauen der Tiere....

Wollt Ihr die Tiere hochnehmen, dann fasst sie nach Möglichkeit nicht von oben an; auf diese Situation ergreifen viele Meerschweinchen (auch unsere Normalen) die Flucht, da natürliche "Fressfeinde" (Raubvögel) der Meerschweinchen auch von oben angreifen; sondern versucht sie von vorne hochzunehmen.

Wie schon erwähnt werden die Cuys in Ihrer Heimat zum Verzehr gezüchtet, das legt die Vermutung nahe, dass diese Tiere gar nicht auf Langstreckenläufe ausgerichtet sind. Schließlich steht das Gewicht in keinem Verhältnis zum Körperbau...
Auch die leider noch recht niedrige Lebenserwartung (hier in Deutschland wurde kaum ein Tier älter als zwei Jahre) lässt vermuten das Herz und Kreislauf dieser Tiere stark belastet werden.